PCOS-Diagnose: Rotterdam-Kriterien & Phänotypen – einfach erklärt

Die PCOS-Diagnose basiert seit 2003 (publiziert 2004) auf den Rotterdam-Kriterien. Mindestens 2 von 3 Merkmalen müssen, nach Ausschluss anderer Ursachen, für eine Diagnose erfüllt sein. Die Kriterien unterstreichen die Heterogenität von PCOS. Je nach Kombination ergeben sich vier Phänotypen (A-D).

Inhalt

1. Was sind die Rotterdam-Kriterien

2. Die vier PCOS-Phänotypen (A-D)

3. Warum die PCOS-Diagnose oft schwierig ist

4. Anzeichen & wann du ärztlich nachhaken solltest

5. Häufig gestellte Fragen (FAQ)

6. Zusammenfassung & nächste Schritte

1. Was sind die Rotterdam-Kriterien?

Die Rotterdam-Kriterien gelten weltweit als diagnostischer Goldstandard für das polyzystische Ovarsyndrom. Für eine PCOS-Diagnose müssen mindestens 2 der folgenden 3 Merkmale vorliegen. Zudem müssen andere Ursachen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen, Hyperprolaktinämie) zuvor ausgeschlossen werden:

  1. Oligo- oder Amenorrhö
    Seltene oder ausbleibende Menstruation; häufig Ausdruck seltenen/fehlenden Eisprungs (Ovulationsstörung) mit unregelmäßigen oder ausbleibenden Zyklen.
  2. Hyperandrogenismus
    Entweder sichtbar (z. B. Hirsutismus, Akne, androgenetischer Haarausfall) oder laborchemisch (erhöhte Androgenwerte im Blut).
  3. Polyzystische Ovarien im Ultraschall
    ≥ 20 Follikel in mindestens einem Ovar oder Ovarialvolumen ≥ 10 ml (multifollikuläres Erscheinungsbild).

💡Gut zu wissen: Die Kriterien beschreiben ein Syndrom und nicht jede betroffene Frau zeigt alle Merkmale. Außerdem können die Ausprägungen stark variieren.

Kennst du schon unseren Blogpost „Was ist PCOS? Symptome, Diagnose & Behandlung“? Er bietet dir einen allgemeinen Überblick über PCOS, mögliche Symptome sowie Behandlungsansätze inkl. einer Checkliste für den Arzttermin. Hier geht’s zum Artikel!

2. Die vier PCOS-Phänotypen (A-D)

Die Kriterien betonen die Heterogenität des PCO-Syndroms. Je nach Kombination entstehen vier Phänotypen, die hilfreich sein können, um Beschwerden einzuordnen und die Betreuung zu individualisieren.

Phänotyp A
Hyperandrogenismus + Oligo-/Amenorrhö + polyzystische Ovarien
Alle 3 Kriterien sind erfüllt. Häufig mit ausgeprägten Ovulationsstörungen; Studien zeigen hier oft die höchste Rate an Insulinresistenz, metabolischem Syndrom und Zyklusproblemen.

Phänotyp B
Hyperandrogenismus + Oligo-/Amenorrhö
Zyklusunregelmäßigkeiten und nachweisbarer Androgenüberschuss liegen vor; im Ultraschall kein PCO-Muster.

Phänotyp C
Hyperandrogenismus + polyzystische Ovarien
Kein Hinweis auf Zyklusstörungen; dennoch bestehen hormonelle Auffälligkeiten (klinisch/laborchemisch) sowie ein PCO-Muster im Ultraschall.

Phänotyp D
Oligo-/Amenorrhö + polyzystische Ovarien
Unregelmäßige/ausbleibende Zyklen und PCO-Muster, ohne nachweisbaren Hyperandrogenismus. Das kann die Diagnose erschweren, weil sichtbare Androgeneffekte wie Hirsutismus, Akne oder Haarausfall fehlen.

3. Warum die PCOS-Diagnose oft schwierig ist

  • Symptome wie Zyklusunregelmäßigkeiten und multifollikuläre Ovarien können auch ohne PCOS vorkommen
  • Ausschlussdiagnosen nötig: Schilddrüse, Prolaktin u.a. müssen geprüft werden, um Fehldiagnosen zu verhindern
  • Uneinheitliche Praxis: Die Diagnose erfolgt nicht immer konsequent oder Laboranalysen fehlen; das verzögert die Diagnose oftmals.
  • Belastung im Alltag: Viele Betroffene berichten von langen Wegen bis zur Diagnose und fühlen sich nicht ernst genommen. Die körperliche Belastung geht mit psychischer Mehrbelastung einher.

4. Anzeichen & wann du ärztlich nachhaken solltest

  • Unregelmäßige oder ausbleibende Perioden (> 3 Monate)
  • Hirsutismus, Akne, Haarausfall
  • Unerfüllter Kinderwunsch (> 12 Monate)
  • Stoffwechselhinweise: Gewichtszunahme, erschwerte Gewichtsabnahme, Insulinresistenz-Verdacht

5. Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was bedeutet Oligo-/Amenorrhö?
Seltene (Oligomenorrhö) oder fehlende (Amenorrhö) Menstruation. Diese Anzeichen sind oft ein Hinweis auf einen seltenen oder fehlenden Eisprung und können ein Anzeichen für PCOS sein.

Reichen polyzystische Ovarien im Ultraschall, um PCOS zu diagnostizieren?
Nein. Polyzystische Ovarien im Ultraschall sind ein Kriterium von dreien. Es müssen mindestens 2 der 3 Rotterdam-Kriterien und der Ausschluss anderer Ursachen erfüllt sein.

Warum gibt es Phänotypen A-D?
Sie spiegeln die Kombination der Kriterien wider und helfen, Risiken, Beschwerden und Therapieziele individueller zu priorisieren.

Was sind typische Ausschlussursachen?
Das können z. B. Schilddrüsenstörungen oder eine Hyperprolaktinämie sein. Suche deinen Arzt auf, um andere Krankheiten vor einer PCOS-Diaganose auszuschließen.

6. Zusammenfassung & nächste Schritte

Du hast nun einiges über das PCO-Syndrom erfahren, diese Informationen können überwältigend sein. Nimm dir Zeit, dich mit PCOS auseinanderzusetzen und wenn du Fragen hast, wende dich gerne an unseren Kundensupport. So startest du strukturiert:

  • Check: Treffen mind. 2 der 3 Rotterdam-Kriterien zu und sind andere Ursachen ausgeschlossen?
  • Einordnung: Welcher Phänotyp (A-D) trifft zu?
  • Ziele festlegen: Was hat Vorrang – Zyklusregulation, Haut/Haare, Wohlbefinden, Kinderwunsch?
  • Arzttermin vorbereiten: Zyklusprotokoll 3–6 Monate, Symptomliste, Familienanamnese, Fragenkatalog.
  • Team aufstellen: Gynäkologie; bei Bedarf Ernährungscoach und psychologische Beratung. (Es kann oftmals eine große Hilfe sein, Freunde & Familie ins Boot zu holen.)
  • Dranbleiben: Die Diagnose ist der Startpunkt. Der Weg ist individuell und darf Zeit brauchen.

Lasse dich nicht entmutigen, wenn dein Weg Zeit in Anspruch nimmt. Das ist normal und absolut in Ordnung. Mit Geduld wirst du deinen individuellen Therapieweg finden. Du bist nicht allein!💚

Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle medizinische Beratung.

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